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Das Gedächtnis

Unter Gedächtnis versteht man die Fähigkeit des Nervensystems, aufgenommene Informationen zu behalten, zu ordnen und wieder abzurufen. Es wird auch oft in Verbindung mit den zu merkenden Informationen zum Beispiel als Personengedächtnis oder Zahlengedächtnis bezeichnet. Je nach Dauer der Speicherung unterscheidet man zwischen Ultrakurzzeitgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis.

Früher hat man sich das Gedächtnis etwa wie eine Schublade im Gehirn vorgestellt. Alles, was man lernt oder erlebt, wird dort abgelegt und bei Bedarf wieder hervorgekramt. Aber das eine Gedächtnis gibt es so nicht. Es besteht aus vielen unterschiedlichen Systemen.

Das Kurzzeitgedächtnis ist die Eingangspforte für all unsere Erinnerungen. In ihm werden Informationen einige Sekunden bis wenige Minuten gespeichert. Alles, woran wir uns länger erinnern, muss eine entscheidende Schaltstelle im Gehirn überwinden: den Hippocampus. Hier werden die Informationen gefiltert, bewertet und mit bereits gespeicherten Erinnerungen verglichen. Sind die neuen Informationen wichtig genug, kommen sie ins Langzeitgedächtnis in der Großhirnrinde.

Das Langzeitgedächtnis speichert verschiedene Arten von Erinnerungen in unterschiedlichen Systemen, Erinnerungen an erlernte Abläufe im sogenannten prozeduralen Gedächtnis. Dieser Teil des Langzeitgedächtnisses speichert vor allem Bewegungsabläufe, wie zum Beispiel Gehen, Laufen oder Fahrradfahren ab. Einmal gelernt vergessen wir solche erlernten Abläufe nie wieder. Das prozedurale Gedächtnis funktioniert komplett unbewusst, also vollautomatisch. Vor allem im Kleinhirn werden diese Abläufe gespeichert.

Ein weiterer Teil des Gedächtnisses ist das sogenannte perzeptuelle Gedächtnis. Alles, was wir mal als Regel oder Muster erkannt haben, wird hier gespeichert. Zum Beispiel unterscheidet sich eine Katze von einem Hund oder eine Landschaft im Sommer von der im Winter. In den Regionen der Großhirnrinde sind solche elementaren Muster eingespeichert. Einen anderen Teil des Gedächtnisses beladen wir mit sogenannten Fakten, Wissen, dem Wissens-Gedächtnis. Zum Beispiel, dass Peking die Hauptstadt von China ist oder dass Albert Einstein der Begründer der Relativitätstheorie ist. Dieses bewusst gelernte Wissen wird überwiegend in der linken Gehirnhälfte verarbeitet, wo auch die wichtigsten Sprachzentren sitzen.

Und dann gibt es noch das sogenannte autobiografische Gedächtnis. Es speichert unsere persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen. Zum Beispiel die Erinnerungen an den ersten Schultag, den ersten Kuss oder auch weniger angenehme Ereignisse wie einen Unfall. Erinnerungen an Situationen, die uns emotional etwas bedeuten, bleiben hier besonders haften. Dieses Gedächtnissystem ist besonders komplex. Mehrere Gehirnareale arbeiten hier synchron. Unser Gedächtnis besteht also aus unterschiedlichen Systemen. Wir haben nicht ein Gedächtnis sondern viele.