Menü

Das Langzeitgedächtnis

Das Langzeitgedächtnis ist ein permanenter Wissensspeicher. Es speichert alle Eindrücke, Erfahrungen, Informationen, Emotionen, Fertigkeiten, Wörter, Daten und Fakten, die sich im Laufe unseres Lebens angesammelt haben. Es macht das Gesamtwissen einer Person aus. Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis ist seine Kapazität praktisch unbegrenzt. Informationen können im Langzeitgedächtnis von Minuten bis zu Jahren gespeichert werden oder sogar ein Leben lang.

Das Langzeitgedächtnis wird, seit der kanadische Psychologe Endel Tulving 1972 seine Studien veröffentlichte, in zwei Hauptgruppen unterteilt: das deklarative Gedächtnis (auch Wissensgedächtnis genannt) und das prozedurale Gedächtnis (auch Verhaltensgedächtnis genannt).

Deklaratives Gedächtnis / Wissensgedächtnis

Das deklarative Gedächtnis hat wiederum zwei Unterarten: das episodische Gedächtnis (oder persönliche Gedächtnis) und das semantische Gedächtnis (oder allgemeine Gedächtnis).

Im episodischen Gedächtnis speichern wir alltägliche Erlebnisse, wie das gestrige Mittagessen, woran wir uns eher kurz erinnern, und bedeutendere Erlebnisse, wie die Geburt des Kindes, Todesfälle, das erste Date, die Flitterwochen, … – all’ solche Erinnerungen eben. Alle Erinnerungen in unserem Leben, die mit Ereignissen verbunden sind, nennt man episodische Erinnerungen. Sie sind mit dem Erlebnis, mit dem sie abgespeichert wurden, verbunden und können mit der Zeit verblassen. Das hängt von der Wichtigkeit ab, die wir dem Erlebnis geben. Je stärker der Eindruck ist und je öfter wir daran denken, desto präsenter bleibt die Erinnerung.

Im semantischen Gedächtnis speichern wir generelles Wissen, wie „die Hauptstadt von Frankreich heißt Paris“, „das Taj Mahal ist in Indien“ oder auch "den Satz des Pythagoras". Also alle Erinnerungen oder Bedeutungen von Wörtern und Begriffen, Formeln, Fakten usw. Die Abrufzeiten sind fantastisch. Wir können nahezu sofort sagen, ob wir den ersten Präsidenten der USA wissen oder nicht. Es war übrigens George Washington. Aber das hat dir dein Gehirn schon verraten. Dieser Zugriff auf eine unvorstellbare Datenmenge, die jeder Mensch abgespeichert hat, ist erstaunlich. Du kannst eventuell nicht sofort den Namen nennen, aber ob du es weißt oder nicht, kannst du sehr schnell sagen. Manchmal kommt es vor, dass du sagst „Es liegt mir auf der Zunge“. Dann sucht dein Gehirn noch etwas, aber, ob du es weißt oder nicht, ist dann schon klar.

Prozedurales Gedächtnis / Verhaltensgedächtnis

Im prozeduralen Gedächtnis werden Fertigkeiten, die automatisch, ohne Nachdenken eingesetzt werden können, abgelegt. Das sind vor allem motorische Fähigkeiten, wie das Gehen, Fahrradfahren, Rollschuhfahren, Schwimmen, Tanzen oder Skifahren. Es wird vermutet, dass einmal angelernte Fähigkeiten, auch prozedurale Erinnerungen genannt, ein Leben lang anhalten. Menschen, die jahrelang kein Fahrrad gefahren sind, können sich nach nur wenigen Minuten wieder sicher auf dem Fahrrad fortbewegen. Forscher haben herausgefunden, dass komplexe Fähigkeiten, wie Fahrradfahren, lebenslang bleiben, weil dort auch die Balance stark gefordert wird. Fähigkeiten, wie etwa Klavier spielen oder Autofahren, können sich ohne Übung in kurzer Zeit verschlechtern.

Alle Lerninhalte können nach einiger Zeit verblassen. Allerdings werden sie bei bestimmten äußeren Umständen oder Erlebnissen wieder bewusster. Isoliert fällt dir der Name eines Schulfreundes eventuell nicht ein. Wenn du aber mit anderen Schulfreunden auf einem Klassentreffen bist und ihr über die „guten alten Zeiten“ sprecht, ist der Name natürlich wieder präsent. Auch können Lerninhalte wieder vergessen werden, wenn Sie nicht regelmäßig gebraucht werden. Glücklicherweise kannst du diese wieder auffrischen, denn die ungenutzten Nervenverbindungen werden nicht vollständig abgebaut, sondern nur zurückgebildet und du startest nicht wieder bei null.